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Smartphone als Schlüssel: Ist das Keyless-Go-Feature sicher?

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Mann hält Smartphone an Auto Mann hält Smartphone an Auto

Smartphone als Schlüssel: Ist das Keyless-Go-Feature sicher?

Das digitale Zeitalter macht’s möglich: Immer öfter wird das Handy zum Autoschlüssel. Mit Keyless Go Smartphone entriegeln Sie das Fahrzeug, ohne den Schlüssel überhaupt dabei haben zu müssen. Doch dieser Komfort hat Schattenseiten. Sicherheitsexperten warnen: Keyless-Go-Systeme machen Autos anfälliger für Diebstahl. In diesem Artikel erklären wir, wie Keyless entry funktioniert, welche Risiken es gibt und wie Sie sich effektiv schützen.

Inhaltsverzeichnis

Wie funktioniert Keyless entry (Keyless Go)?

Viele moderne Autos verfügen über ein Keyless entry- oder Keyless Go-System. Das bedeutet: Solange sich der Funkschlüssel in der Nähe befindet, öffnen sich Tür und Kofferraum automatisch – auch ohne Knopfdruck am Schlüssel. Beim Einsteigen genügt meist ein einfacher Knopfdruck zum Starten. Technisch steckt dahinter der „Passive Keyless Entry and Start“ (PKES): Das Fahrzeug misst kontinuierlich die Signalstärke des Schlüssels. Ist das Signal stark genug, geht das System davon aus, dass der Schlüssel nah genug ist, und entriegelt die Türen. Praktisch ist das sehr bequem – der Fahrer muss den Schlüssel nicht aus der Tasche nehmen.

Warum ist Keyless entry unsicher?

Der Haken: Diese Funktechnik kann von Dieben ausgenutzt werden. Bei sogenannten Relay-Angriffen fangen zwei Täter die Funksignale ab und leiten sie weiter. Einer nähert sich dem Fahrer mit einem Antennen-Gerät, der andere steht am Auto. Über Verstärker („Relay“) wird das Schlüssel-Signal hunderte Meter zum Auto übertragen. Das Auto „glaubt“ dann, der Schlüssel sei in der Nähe, und entriegelt sich. Ein Knopfdruck – und das Fahrzeug lässt sich starten, obwohl der echte Schlüssel vielleicht zu Hause liegt. Einen Diebstahl bemerkt man erst, wenn es zu spät ist – Einbruchspuren bleiben in der Regel aus.

Technisch betrachtet prüfen herkömmliche Keyless-Systeme nur die Signalstärke des Funksignals. Fachmedien zeigen: Diebe können mit einem simplen Funkrelais die Reichweite künstlich „verlängern“ und so den Abstand zwischen Schlüssel und Auto überbrücken.

Unabhängige Tests verdeutlichen das Ausmaß des Problems: Der ADAC hat über 750 Fahrzeuge mit Keyless-System untersucht – und fast alle ließen sich problemlos öffnen. Nur etwa zehn Prozent der Wagen wiesen Schutzmechanismen auf, die einen einfachen Relay-Angriff verhinderten. Das bedeutet: Noch immer sind fast alle Keyless-Autos leicht zu stehlen. Namhafte Sicherheitsforscher wiesen schon 2011 auf diese Lücke hin.

Smartphone als digitaler Autoschlüssel

Immer mehr Autohersteller setzen auf digitale Schlüssel im Smartphone. Dabei speichert man den virtuellen Autoschlüssel in der Wallet-App – ähnlich wie eine Kreditkarte. Unterstützt werden meist Geräte von Apple oder Samsung. In der Praxis genügt es oft, das Handy mit sich zu führen oder es an eine markierte Stelle am Türgriff zu halten. Manche Modelle erlauben sogar das Öffnen per Smartwatch, Fingerabdruck oder Gesichtsscan.

Auf Wunsch können Sie das Handy zusätzlich per PIN sichern, bevor es das Auto öffnet. Das empfehlen Verbraucherschützer: So kann niemand mit einem gestohlenen Smartphone einfach ins Auto einsteigen. Positiv: Digitale Schlüssel lassen sich bequem mit anderen teilen – etwa mit Freunden oder dem Parkservice – per Nachricht oder Online-Freigabe.

Wie sicher ist das? Noch gibt es kaum unabhängige Sicherheitstests für digitale Autoschlüssel. Klar ist nur: Die Technik nutzt Funkstandards wie Bluetooth, NFC und teils Ultra-Wideband (UWB). Apple etwa setzt auf einen Branchenstandard, der BT, NFC und UWB umfasst. (So reagiert zum Beispiel der BMW iX bereits auf UWB, der Schlüssel muss nicht aus der Tasche.) Bis detaillierte Testergebnisse vorliegen, bleibt die Sicherheit der Handy-Lösung zumindest noch offen.

Neue Technik: UWB & Co.

Als Gegenmaßnahme gegen Relay-Angriffe kommt immer häufiger Ultra-Wideband (UWB) zum Einsatz. UWB-Chips können die Laufzeit des Signals extrem genau messen und so die Entfernung zwischen Schlüssel und Auto bestimmen. Liegt der Schlüssel mehr als etwa zehn Meter entfernt, bleibt das Auto verschlossen. Dadurch können Verbrecher das Signal nicht „verlängern“, ohne sofort aufzufallen.

Hersteller nutzen diese Technik: Jaguar Land Rover verbaute seit 2018 als erster UWB-Chips in Discovery, Range Rover und Jaguar-Modellen. Ab 2019 zogen Audi, Volkswagen, Škoda, Seat und Cupra nach – auch BMW, Hyundai, Kia und Mercedes bieten inzwischen Modelle mit UWB an. Tests bestätigen: Mit UWB-geschützten Systemen ließ sich im ADAC-Test kein Fahrzeug mehr mit einfachem Funkverlängerer öffnen.

So schützen Sie Ihr Auto (Keyless Go Schutz)

  • Keyless Go deaktivieren: Prüfen Sie, ob sich das Keyless-Go-System abschalten lässt (häufig per Tastenkombination am Schlüssel oder über die Werkstatt). Anschließend entriegeln Sie das Auto wieder per Knopfdruck am Schlüssel.
  • Schlüssel abschirmen: Legen Sie den Funkschlüssel in ein abschirmendes Etui oder eine Metallbox (eine Art Faraday-Box). So kann das Signal nicht mehr nach außen dringen, und Relay-Geräte haben keine Chance.
  • Auto sicher abstellen: Parken Sie nachts möglichst in einer geschlossenen Garage. Bewahren Sie den Schlüssel nicht direkt an Fenstern oder Außentüren auf – so erschweren Sie den Dieben das Abfangen des Signals.
  • Mechanische Sicherungen: Setzen Sie zusätzlich zu elektronischen Maßnahmen auf klassische Diebstahlschutz-Tools wie Lenkrad- oder Bremsscheibenschlösser. Diese „Second Locks“ machen den Autodiebstahl noch einmal deutlich schwieriger.

Wichtig ist: Keine einzelne Maßnahme bietet 100 % Sicherheit. Aber kombiniert schützen Sie Ihr Fahrzeug deutlich besser.

Häufige Fragen (FAQ)

Was ist Keyless entry bzw. Keyless Go?
Das ist ein schlüsselloses Zugangssystem: Solange sich Ihr Funkschlüssel in der Nähe des Autos befindet, entriegelt das Fahrzeug automatisch. Sie müssen den Schlüssel nicht aus der Tasche nehmen. Technisch nennt man das Passive Keyless Entry (PKES). Das Auto misst dabei die Signalstärke und entriegelt, wenn der Schlüssel im Erfassungsbereich ist.

Wie kann ich mein Auto vor Keyless-Go-Diebstahl schützen?
Nutzen Sie alle verfügbaren Schutzoptionen: Schalten Sie Keyless Go wenn möglich aus, parken Sie in einer Garage und halten Sie den Schlüssel von Außenwänden fern. Eine abschirmende Hülle oder Metallbox („Faraday-Box“) um den Schlüssel ist sehr wirkungsvoll, weil sie Funksignale blockiert. Zusätzlich helfen mechanische Schlösser (Lenkradschloss) oder Alarmanlagen. So erhöhen Sie insgesamt den Keyless Go Schutz Ihres Autos.

Kann ich Keyless Go deaktivieren?
Ja. Viele Hersteller erlauben, das System abzuschalten. Häufig gibt es dafür eine Tastenkombination am Schlüssel oder man lässt es in der Werkstatt per Diagnose-Adapter machen. Wird Keyless Go deaktiviert, bleibt die Komfort-Funktion aus – das Auto verriegelt erst wieder per Knopfdruck am Schlüssel. Viele Experten raten genau dazu, um das Risiko eines digitalen Diebstahls zu senken.

Fazit

Keyless-Go-Systeme steigern den Komfort – sie bringen aber auch neue Sicherheitsrisiken mit sich. Informieren Sie sich, ob Ihr Wagen bereits moderne Schutzfunktionen wie UWB hat, und nutzen Sie alle Tipps: Abschalten, Abschirmen, abschließen. So schieben Sie den Dieben einen Riegel vor. Bleiben Sie sicher unterwegs!

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